Eintopf vom Grill
Schmorgerichte mit Röstaromen, ganz ohne heiße Küche, und nochmal besser als vom Herd.
Eines meiner besten Grillgerichte dieses Sommers war ein vegetarischer Eintopf. Ich hatte große Lust auf geschmorte Okra und Melanzanie in Tomatensauce, weil es aber draußen 36 Grad hatte, war meine Motivation, den Herd auch nur ein paar Sekunden als unbedingt nötig einzuschalten, sehr gering. Ich habe daher beschlossen, den Grill anzuwerfen und das Gemüse dort vorzugaren und dann erst in der Pfanne schnell zusammen finden zu lassen.
Das Ergebnis war ziemlich fabelhaft: wegen der kurzen Garzeit fast salatig frisch, aber gleichzeitig etwas rauchig, mit diesen intensiven Eigengeschmäckern der einzelnen Gemüsen, wie nur der Geschmacksverstärker Holzkohleglut sie aus Zutaten herausarbeiten kann. Das nachher schnell zum Eintopf köcheln löst außerdem das grundsätzliche Problem von Grillgemüse, dass es, nur so vom Rost, kein Essen abgibt, sondern sich immer eher nach Beilage anfühlt.
Neben den Okras, Melanzani und Tomaten habe ich auch noch zwei Jungzwiebel auf den Rost gelegt. Die Zwiebel durften am längsten und bei indirekter Hitze schmurgeln, um nicht zu verkohlen und trotzdem cremig zu werden, die Okras und Tomaten waren nur ein paar Minuten über den Kohlen drauf, gerade lange genug, um weich zu werden und Farbe zu nehmen. Die Melanzani wurden erst außen verkokelt und dann abseits der Glut noch weicher gebacken.
Dann habe ich das gegrillte Gemüse hinauf in die Küche getragen, geschält und ein wenig zusammen geschnitten, die Tomaten mit der Hand zerquetscht und alles in der Pfanne über mittlerer Hitze mit etwas Olivenöl kurz schmurgeln, nicht mehr als drei, vier Minuten.
Ursprünglich wollte ich den Eintopf noch mit Kichererbsen mischen und indisch würzen. Das gegrillte Gemüse hat dann aber so nach Mexiko gerochen, dass wir den den Eintopf mit zerbröckeltem Feta, Koriander und selbst eingelegten Jalapeños gewürzt haben. Dazu gabs Wiens besten Tortillas von Maiz, am Grill aufgetaut und beidseitig gebräunt.
Okras und Melanzani sind zwar besonders dankbare Grillkandidaten, weil sie beide von rauchigen Aromen profitieren - die Möglichkeiten sind aber beinahe endlos. An einem anderen 35 Grad Abend hat mir der Grill geholfen, einem mächtigen Sack roter Paprika Herr zu werden. Ich habe sie mit gegrillten Tomaten, gegrilltem Mais und etwas gegrilltem Rindsfaschiertem gemischt und war erneut höchst zufrieden (wieder mit dabei: reichlich Kräuter, diesmal Petersil, Koriander, Minze, und ein wenig Feta).
Wem das ein bisserl zu exotisch ist: ich bin ziemlich sicher, dass ein klassisches Ratatouille vom Grill mindestens so gut schmeckt. Statt Tortillas täte ich dann halt das famose Hausbrot von Meinklang nehmen.
Gegrillter Okra-Eintopf mit eingelegten Jalapeños
1/2kg Melanzani
300g Okraschoten, nicht zu lang
2-3 Jungzwiebel
3-4 Tomaten, am besten Flaschentomaten
Olivenöl
Salz
Eingelegte Jalapeños
Gehackter Koriander
Sauerrahm
Kohlen zum Glühen bringen und auf einer Seite des Grills plazieren. Melanzani direkt auf der Glut außen schwarz werden lassen und dann abseits des Feuers gar ziehen lassen. Okro über direkter Hitze auf beiden Seiten schnell Farbe nehmen und weich werden lassen. Währenddessen die Frühlingszwiebel weich und braun werden lassen.
Alles nach dem Grillen in eine große Schüssel geben, sodass die Säfte aufgefangen werden. Okra und Zwiebel in mundgerechte Stücke schneiden. Melanzani halbieren und das Fruchtfleisch mit einem Löffel herausholen und grob hacken. In eine Pfanne geben. Tomaten schälen und mit der HAnd über dem Gemüse zerquetschen. Alle Säfte aus der Schüssel sowie gut Olivenöl dazu gießen. Salzen und über hoher Hitze kutz zusammen finden lassen.
Gehackte eingelegte Jalapeños zugeben und den Eintopf mit deren Einlegesaft abschmecken. Mit Koriander bestreuen und mit Sauerrahm, Feta und Tortillas servieren. Ich finde es besser, keine Tacos draus zu machen, sondern den Eintopf zu löffeln und die Tortillas wie Brot dazu zu essen (besseres Eintopf-zu-Maisteig-Verhältnis und weniger Sauerei), aber das muss jeder selbst entscheiden.
Der hier vom Burgenländer beschriebene Grillsalat, bei dem das Gemüse direkt auf die Glut gelegt wird, schmeckt ebenfalls toll. Ich war sehr skeptisch, ob das so funktionieren kann, aber es war einfach, wenn auch eine kleine Drecklerei und hatte tolle Aromen: https://www.youtube.com/watch?v=3HMOUfO7wUw