Wenn die Früchte oder die Wurzel einer Pflanze essbar sind, dann ist der Rest meist ebenfalls genießbar1, und immer wieder bin ich überrascht, welche meist ungegessenen Teile vom vertrautem Gemüses ganz köstlich sind. Meine neueste Entdeckung sind Zucchiniblätter und -stiele.2
Für alle, die das, so wie ich, bisher nicht wussten: Alle Teile der Pflanze schmecken nach Zucchini, aber jedes Stück ein wenig anders und auf seine Art köstlich. Die dicken Verzweigungen der Stängel sind erstaunlich süß, die Blüten komplex und vegetabil, die Blätter zartherb und angenehm grasig. Und obwohl sie roh eine stachelige Oberfläche haben, werden sie, einmal gegart, samtig weich.
In Süditalien gelten Zucchinitriebe samt Blättern, Stielen und Früchten (Talli di Zucchine) als sehr gutes Essen für kleine Kinder, weswegen meine Gemüsefrau sie mir vor ein paar Wochen nahegelegt hat. Seither hat das Kind sie gelegentlich, meine Frau und ich sie regelmäßig mit großem Genuss verspeist.
Sollten Zucchini Ihnen den Garten zuwuchern: sie aufzuessen ist definitiv die erfreulichste Problemlösung. Wer keinen Garten hat, muss das Gespräch mit seinem/ihren GemüsehändlerIn suchen, was sich auch abseits der Zucchini meist sowieso auszahlt.
Meine Gemüsefrau hat mir zu einer Zuppa geraten: ein wenig Knoblauch, ein wenig Öl, idealerweise Favabohnen, eventuell Artischocken, aber nach ein paar Versuchen finde ich sie bloß so, auf sich allein gestellt, völlig ausreichend und wunderbar gut. Eine Suppe, nur mit der Zucchinipflanze gekocht, schmeckt viel aufregender und komplexer, als die Zutatenliste es vermuten lässt.
Zucchinisuppe aus der ganzen Zucchinipflanze
Zwei, drei junge Zucchinipflanzen oder -triebe, ohne Wurzeln3 und allzu dicke Stämme, aber samt Blätter, Stiele, Blüten und Zucchini
Knoblauch
Olivenöl
Schwarzer Pfeffer
Fischsauce
Zitronensaft
Parmesan
Die Zucchinipflanze grob zerlegen: die Zucchini abnehmen, den Strunk entfernen und in mundgerechte Stücke schneiden. Die Blüten separieren. Die dickeren Stiele eventuell grob schälen, soll heißen, die Fasern entlang des Stiels abziehen, und Stiele und Blätter grob hacken.
In einem Bräter etwas Knoblauch und Pfeffer in Olivenöl anschwitzen, dann die gehackten Zucchinifrüchte kurz mitbraten. Salzen, den Rest der Pflanze zugeben und soviel Wasser zugießen, dass alles fast bedeckt ist, sobald die Blätter zusammen gefallen sind. Lieber zunächst nicht so viel Wasser nehmen und dann später etwas nachgießen.
Zum Köcheln bringen und weich werden lassen, etwa 15 Minuten. Mit Fischsauce und Zitronensaft abschmecken, auf Schüsseln verteilen, Parmesan drüber reiben, eventuell nochmals pfeffern und servieren.
Achtung, das ist kein Freibrief, alles zu kosten. Es gibt gewichtige Ausnahmen wie die Eibe, der Kugelfisch der Alpen (rote Beere ok, Samen und Nadeln tödlich), oder den Rhabarber (Stängel super, Blätter in größeren Mengen wahrscheinlich nicht so gut). Bei Tomatenblättern gehen die Meinungen auseinander.
Ich durfte in China Kürbisblätter genießen und hätte es mir also denken können. Hab ich aber nicht.
Vielleicht ist die eh auch gut, aber wahrscheinlich sehr schmutzig, klein, und nicht die Mühe wert. Vielleicht habe ich aber auch einfach keine Ahnung. Ich freue mich über Hinweise.