Fünf gute Dinge, Woche 26
Budapests erstaunliche Chinarestaurants, super Pasta, Räucheraal, Kimchi Jjiggae und Wiens Version einer richtig guten Trattoria
Chinesisches Essen in Budapest
Ich gestehe, ich hatte keine Ahnung, wie gut man in Budapest chinesisch essen kann. Noch das kommunistische Ungarn erleichterte in den 1980ern als eines der ersten heutigen EU-Länder chinesischen Staatsbürgern die Einreise und das Arbeiten, ab den 2010ern verkaufte das Orban Regime dann Aufenthaltsgenehmigungen gegen Investments an tausende wohlhabende Chinesen. Beides hat dazu geführt, dass Budapest heute Heimat einer der größten chinesischen Communities in Mitteleuropa ist.1
Die erste, frühe Gruppe an Migranten machte die Stadt zum chinesischen Handelszentrum und Warenumschlagplatz für Mittel- und Osteuropa, und baute gleich zwei Chinatowns auf: Das alte, Euro Square, besteht aus alten Industriehallen voller Fetzen- und Ramschstände, die mehr an einen verwahrlosten Vorort von Shanghai oder Guangzhou erinnern. Monori Center, das neue, ein paar Autominuten stadtauswärts, ist deutlich sauberer und moderner und erinnert an das Outletcenter Parndorf, bloß, dass die Schilder hier auf chinesisch sind und man in den meisten Läden nicht ein paar Schuhe oder einen Pullover kaufen kann, sondern mindestens 1000 nehmen muss.
Dieser Einwanderergruppe verdankt Budapest eine erstaunliche Breite an chinesischen Essen: es gibt spezialisierte Scallion Pancake Stände, Imbisse mit Hong Kong Barbecue, Dim Sum Läden, mehrere Lokale mit chinesischem Frühstück ab sieben Uhr (in Wien völlig unbekannt) und den größten chinesischen Supermarkt, den ich außerhalb Chinas gesehen habe. Im Sommer steigt auf einem eigenen Gelände sogar ein täglicher Night Market.
Die zweite Gruppe, die reichen Investoren, hat als kulinarischen Kollateralnutzen zumindest edle Meeresfruchtlokale gebracht.
Das Angebot in den Wholesale-Weiten der beiden Chinatowns ist so riesig, dass ich fürchte/hoffe, Wochen mit dem Erkunden verbringen zu können. Ich habe an unserem Wochenendtrip nur an der Oberfläche gekratzt - mein persönliches Highlight war mein erster Frühstücks-Dou Hua seit China samt sehr gute Youtiaos im Hehe, ein Karfiol Stir Fry und eine Muschel-Tofu Suppe im Tai He Lu, und frische, noch warme Eggtarts in einem kleinen Backshop im DanubePanda Supermarkt. Als guter Guide für Chinatown (und den Rest der Stadt!) hat sich diese supere Website erwiesen.
Im Gegensatz zu Wien richtet sich das Angebot in Budapest eindeutig an Chinesen und nicht auch Einheimische2, womit sich ein Besuch ziemlich nach Urlaub in China anfühlt. Achtung: die Portionen sind entsprechend etwa doppelt bis vier Mal so groß wie das Wiener Chinarestaurantbesucher kennen.
Ich freue mich über kundige Tipps und hoffe, selbst bald einmal auf Recherche zurück zu kehren. Vor allem der Sommer Night Market reizt mich sehr (wenn er nur annähernd so gut ist wie die Donauinsel-Thais...)
Pasta Mancini