Mein erstes Mikrowellenkochbuch
Dave Changs "Cooking at Home, or how I learned to stop worrying about recipes and love my microwave".
Es kommt allerhöchstens alle paar Jahre einmal vor, dass ein Kochbuch erscheint, dass meinen Kochalltag verändert
. Dave Changs neues Buch könnte, glaube ich, genau so ein Fall werden.Cooking at Home, or how I learned to stop worrying about recipes and love my microwave, von Dave Chang und Priya Krishna, gerade ziemlich günstig auf amazon.
Der Konjunktiv steht nur da, weil ich es erst ein paar Wochen habe und also noch nicht recht von Nachhaltigkeit sprechen kann. Es hat mich aber bereits gelehrt, Fleisch öfter zu kochen und seltener zu braten, mehr zu mixen und weniger zu schneiden, und, vielleicht am auffälligsten, es hat mich dazu gebracht, das erste Mal seit meiner Schulzeit wieder eine Mikrowelle zu benutzen
.Die Ergebnisse waren fantastisch: Ich habe perfekte Kartoffel in acht (!) Minuten gemacht, Reis, der wunderbar gegart ist und genau null am Topfboden klebt, und jede Menge Gemüse (Spinat, Brokkoli, Karotten…), für die ich keine Pfanne mehr schmutzig machen oder einen Topf Wasser zum Kochen bringen muss. So gut, wie ohne Mikrowelle gemacht? Vielleicht nicht immer. Aber definitiv nicht so viel schlechter, den Mehraufwand an einem Dienstagabend zu rechtfertigen.
(Das mag eine späte Erkenntnis meinerseit sein. Ich bin in den 80er und 90er Jahren aufgewachsen, als furchtbare Dinge mit und im Namen der Mikrowelle angestellt wurden. Ich in der Zeit eine beträchtliche Anzahl an aufgewärmten Fertiggerichten gegessen, was mir diese Maschine nachhaltig vermiest hat. Ich schätze, das ist ähnlich wie beim Räuchern und Vergären, bei denen es erst eine Generation gebraucht hat, die diese Geschmäcker nicht essen musste, um nicht zu frieren/zu verhungern, damit eine neue kommen konnte, die sie wieder super findet.)
Einfache Tacos, Dave Chang Style
Wie schon 101 Asian Recipes aus Lucky Peach Zeiten ist es voll von tatsächlich einfachen, alltagstauglichen, 100 Prozent unauthentischen aber köstlichen Rezepten. Er verzichtet auf klassische Rezepte mit genauen Mengenangaben und Garzeiten, die ich persönlich ebenfalls überbewertet und eher einschüchternd und mühsam denn nützlich halte, und schreibt stattdessen von einem ordentlichen Schuss hiervon, einer Prise davon, ein wenig dies und das oder, wenn dieses aus ist, eben jenes. Das macht Spaß, ist entspannt, und funktioniert tadellos.
Und, vielleicht am wichtigsten: es liefert Baupläne für Essen, die einen frei statt rezeptabhängig machen. Koche/Brate dies, mische eine Sauce dazu, serviere es mit Reis und Nudeln, lässt sich hundertfach nach eigenen Vorstellungen variieren. Ein lieber Freund hatte die Idee, genau so ein Buch zu machen für Gerichte, die Chang “White People Food” nennt, und ich finde es äußerst reizvoll, simple, schnelle, verlässliche Bauanleitungen für, sagen wir, Reisfleisch, Gulasch und Paprikahendl zu machen.
Koreanischer Rindfleischeintopf, Dave Chang Style
Bisher habe ich in den vergangenen Wochen mehrmals mehr oder weniger seine Chipotle Sauce für Tacos gemacht, koreanischen Rindfleischeintopf, Juk und alle möglichen (Gemüse)Dressings. Und ich habe zum ersten Mal seit 101 Asian Recipes eine andere, erfolgreiche Methode ausprobiert, gebratenen Reis zu machen. Bloß beim Dal habe ich mich an das Rezept seiner indischstämmigen Co-Autorin gehalten, von dem er im Buch zugibt, dass es besser ist als seines, und war ebenfalls sehr zufrieden.
Juk, eine Art koreanisches Risotto, Dave Chang Style, wenn auch etwas zu trocken geraten.
Falls wer noch ein Ostergeschenk sucht, und nicht Tutto Napoli kaufen will: Cooking at Home ist meiner Meinung nach eine super Option.
Spontan fallen mir nur eine handvoll ein: 101 Asian Recipes war so ein Fall, Liquid Inteligence , Kenji Lopez Alt Schwarte (wobei seine Artikel mich wahrscheinlich mehr geprägt haben als die ausgedruckte Version), Harold McGee, das Fävikenkochbuch (die Gemüsesuppentechnik, die Liebe zur alten Kuh), und, am allerwichtigsten, “The Fundamental Techniques of Classic Cuisine”, mit dem für mich alles angefangen hat.
Chang ist generell gut darin, unbequeme Koch- und Esswahrheiten auszusprechen. Er hat eine Lanze für billiges Industriebier gebrochen und singt seit vielen Jahren das Loblied des Glutamats.
Der K. Obauer macht den Frühstücksspeck in der Mikro. :)