Wildspargel
Ums Mittelmeer ist Wildspargelsaison, und nach dem aktuellen Regen werden die Triebe wohl noch einmal wilder sprießen. Wer ihn nicht kennt: stellen sie sich grünen Spargel vor, der als Selbstversorger im Wald lebt - optisch eher der Typ meditierender Yogi, geschmacklich axtschwingender Bärenjäger. Er ist intensiv bitter, kräftig spargelig, ein wenig medizinal, mit einem kantigeren, wilderen Aroma als sein zahm gezüchteter Bruder. Er ist bestimmt nicht jedermanns Sache, aber ich finde ihn ganz wunderbar.
Ich brate ihn gern scharf in Olivenöl an, salze und pfeffere ihn und reibe ein wenig Zitronenschale darüber - mehr braucht er nicht, um zum perfekten Fingerfood zu werden, und auch im Risotto oder der Frittata macht der dann eine sehr gute Figur. Nördlicher der Alpen ist es zugegeben fast unmöglich, frischen Wildspargel zu kaufen - motivierte italienische und vor allem kroatische Lokale haben ihn aber immer wieder auf der Karte.
Achtung: nicht auf die hellgrünen, glatten Stängel mit Knospen reinfallen, die bei uns immer wieder als Wildspargel verkauft werden!
Nördlich der Alpen deutlich leichter zu bekommen ist wilder Hopfen: er sprießt jetzt zumindest in/um Wien an so ziemlich jedem Straßenrand und in jeder Hecke. Er sieht Wildspargel ähnlich, schmeckt allerdings nicht ganz so spektakulär: auch gute Bitternote, aber halt kein Spargel- sondern Hopfenaroma. Ein Genuss aber ist er allemal. Spitzen ernten und genauso mit ihm verfahren wie mit dem Wildspargel. Sehr super zum Beispiel in einer Frittata mit Brennesseln und Feta. Wer nicht selber sammeln will: Gertrude Henzl hat ihn oft parat. Schnell sein, die Saison endet bald.
Nespole
Nespole sind die ersten Baumfrüchte, die nach der langen Obstwinterpause reifen, und als ob das nicht schon gut genug wäre schmecken sie auch noch super, ein bisschen wie getrocknete Marillen, nur ungleich saftiger und mit guter Säure. In Spanien und Marokko sind sie schon seit ein paar Wochen reif, nun beginnt auch in Italien die Ernte. Österreichische Supermärkte haben sie noch nicht entdeckt, aber bei türkischen Gemüsestandlern sind sie regelmäßig zu haben, etwa auf dem Meislmarkt. Mit den Fingern die etwas ledrige Schale abziehen und roh genießen.
Gefüllte Zucchini- oder Kürbisblüten
Eine meiner liebsten italienischen Frühlingsboten. Wird hier meist gefüllt und frittiert, schmeckt aber auch gebacken famos. Ordentlich Ricotta mit ein wenig Parmesan und schwarzem Pfeffer mischen und jede Blüte damit füllen. Am besten zu zweit arbeiten, allein ist es ziemlich frustrierend, die Blüte gleichzeitig offen zu halten und zu befüllen. Und nicht stopfen, sie soll sich noch bequem schließen lassen). Auf ein Backblech mit Backpapier legen, mit Olivenöl beträufeln, mit Bröseln bestreuen und bei 200 Grad 10 Minuten backen. Lauwarm genießen.
Im eigenen Saft geschmorte heurige Erdäpfel
Ja, das geht, sehr gut sogar. Zumindest mit kleinen, frischen heurigen Erdäpfeln, die noch reichlich Wasser enthalten - sie werden ganz besonders köstlich cremig und geschmacksintensiv. Erdäpfel waschen. Ordentlich Butter in einem Topf schmelzen, Erdäpfel zugeben, gut salzen, Deckel schließen und auf niedriger Hitze schmurgeln lassen, bis sie weich und etwas knusprig sind, etwa 20 Minuten. Das Salz zieht genug Feuchtigkeit aus den Knollen, um sie darin zu garen. Immer wieder rütteln, damit nichts anbrennt! Ich hab den Trick vor ein paar Jahren von Ola Szwarc und Nadim Amin gelernt und mache es seither jeden Frühsommer wieder gern.
Fressparadies Düsseldorf
Seit der Recherche für die All You Can Eat Fremd Ausgabe plane ich eine kulinarische Reise nach Düsseldorf. In der Stadt ist die europäische Zentrale von Kikkoman, auch deswegen ist sie Heimat der größten japanischen Community Europas, weswegen es hier ungewöhnlich gute japanische Restaurants geben soll. Nun lerne ich aus dieser schönen Geschichte (danke Florian S. für den Hinweis), dass die Stadt in den vergangenen Jahren offenbar noch besser geworden ist und die tollen asiatischen Lokale, vor allem die regional chinesischen, heimwehleidende Exil-Chinesen aus ganz Europa anziehen. Vielleicht schaff ich es ja diesen Sommer.
Hatte letzten Zucchini Blüten Tempura. Eine weitere fantastische Möglichkeit, sie scheinen zu lassen