Die Durian ist keine Frühstücksfrucht. Ich würde den Geschmack als eine Mischung aus sehr reifem Weichkäse und Mango beschreiben, mit dem gleichen prickelnd-reizendem Mundgefühl, dass etwa Parmesan oder auch Melanzani manchmal haben können. Die Konsistenz ist weniger fordernd, schlicht herrlich üppig-cremig und weich.
Ich finde Durian unwiderstehlich gut und ähnlich einzigartig und süchtigmachend wie Trüffel. Ich brauche nicht viel von ihr, aber ein bisschen kann fantastisch sein. Die Frucht scheidet allerdings die Geister. Ich zitiere hier kurz aus dem exzellenten Durian-Artikel im Oxford Companion to Food:
A durian in the ripening stage changes rapidly. While still on the tree it develops its famous odour, which has prompted many people to search for an accurate description. Comparisons have been made with the civet cat, sewage, stale vomit, onions, and cheese; while one disaffected visitor to Indonesia declared that the eating of the flesh was not much different from having to consume used surgical swabs. However, others have expressed enthusiasm with equal vigour. Alfred Russel Wallace in his Malay Archipelago (1869) declared himself ‘a confirmed durion eater’, and went so far as to announce that ‘If I had to fix on two (fruits) only as representing the perfection of the two classes, I should certainly chose the durion and the orange as the king and queen of fruits.’
Was auch immer englische Entdecker von ihr halten, in den tropischen Teilen Südostasiens gilt die Durian als große Delikatesse - so groß, dass Menschen einige Gefahren auf sich nehmen, um in ihren Genuss zu kommmen. “‘Duri’ is the Malay word for spike, and the tree takes its name from the hard, spiky shell which the fruit develops”, informiert der Oxford Companion to Food. “A full-grown fruit may weigh 2 kg or more. Since the tree may be as high as 30 m and the fruit drops off when ripe, it is wise to take care when walking near such trees in the durian season. Death by durian is not uncommon.”
Harold McGee führt aus, dass die Durian ihr sehr eigenes Aroma wohl entwickelt hat, um damit unter anderem Tiger, Elefanten, Schweine und andere sehr große Dschungeltiere anzulocken - eine weitere Gefahrenquelle für den Durian-Sammler.
Derzeit ist Durian Hauptsaison, und zu meiner großen Freude habe ich frische Durian im Asiashop meines Vertrauens gefunden. Der Preis ist leider weniger erfreulich: die Flugdurian (andere gibt es frisch nicht, nur gefroren) kommt derzeit auf 22 Euro das Kilo, und Exemplare unter zwei Kilo sind nicht zu haben. Ich schätze, sie wird vor allem von Südchinesen mit Heimweh gekauft.
Auch wenn mir die verklärten Durian Kindheitserinnerungen fehlen - ich bin bloß einmal in Penang im Stau gesteckt, weil gerade Durian Saison war und alle zu den Plantagen wollten - konnte ich nicht an ihr vorüber gehen und habe eine mitgenommen, bevor sie alle weg waren. Meine Frau hat mich ob des Kaufs zunächst für verrückt erklärt, die Durian dann aber mit großem Apetitt gegessen. So oft hat man hier schließlich nicht das Vergnügen. Und auch wenn der Großteil aus dicker Schale und Kernen besteht, ist an so einer Durian leicht genug für sechs Esser dran.
Gemeinsam mit der Kassiererin, einem netten älteren Herrn und einer jungen Dame haben wir an der Kassa gerätselt, ob meine Durian eh schon reif ist. Das ist wichtig, weil die Durian so viel Geruch verströmt, dass sie sie nicht länger als unbedingt nötig in einer Wohnung lagern wollen. Nicht, dass sie stinken täte, aber das Aroma ist intensiv - immerhin teilt sie laut Harold McGee bestimmte Geruchsstoffe mit Knoblauch, Stinktiersekret und verrotteten Eiern. In den Philippinen, lese ich, ist daher ihr Transport in öffentlichen Verkehrsmitteln verboten. Außerdem, kommt mir vor, infiltriert ihr Aroma alles andere im Kühlschrank, so wie Trüffel.
Die Kassiererin, der ältere Herr und die junge Frau haben an ihren Stacheln herumgezogen, einen Kugelschreiber in ihre Spitze gerammt, sie geschüttelt und an ihr gerochen und sie schließlich für essfertig erklärt. Sie hatten recht. Sie war ganz, ganz köstlich.
Von der Durian gegessen wird das weiche Fruchtfleisch, das in gelben Segmenten in der Schale liegt und die recht großen Kerne umschließt. Sie können es erst mit einem kleinen Löffel abschaben und dann den Rest genüsslich von den Kernen nagen und zuzzeln. (Meine Quellen meinen, auch die Kerne werden mitunter gekocht, geröstet und gegessen, aber dazu bin ich bisher nicht gekommen. Die Schale selbst wird verwendet, um daraus Wasser zu trinken, das dann ebenfalls zart nach Durian schmeckt.)
Die prächtige Frucht zu öffnen ist übrigens leichter, als die stachelige Schale vermuten lässt: Legen Sie sie auf ein Brett, halten sie mit einem Geschirrtuch fest, und stechen mit einem großen spitzen Messer in ihre untere Spitze, also in das Ende der Frucht, das dem Stängelansatz gegenüber liegt. Schneiden Sie die Frucht ein wenig ein und drehen das Messer zur Seite, sodass die Schale aufgepresst wird. Machen Sie eventuell einen zweiten Einschnitt und ziehen die Schale dann mit den Händen auseinander. Das war’s jetzt können Sie die gelben Segmente in der Frucht mit einem Löffel herausnehmen und genießen.
Ich empfehle dazu die Lektüre eines kleinen Limericks aus dem Horticulture Magazine:
The durian—neither Wallace nor Darwin agreed on it.
Darwin said: ‘may your worst enemies be forced to feed on it.’
Wallace cried ‘It’s delicious’.
Darwin replied ‘I’m suspicious, for the flavour is scented Like papaya fermented, After a fruit-eating bat has pee’d on it.’
Durian und 2-jähriger Bergkäse passen perfekt zusammen.
Meine Kindheitserinnerung besteht aus Durian Smoothies und Eis am Stiel aus Durian. In Südostasien findet man oft in Hotels und Liften das Symbol mit der durchgestrichenen Durian.